„Ihr Evangelischen! Dauernd reitet Ihr auf dem Kreuz Jesu rum. Leiden hier, Leiden da! Dabei geht es doch um Ostern, um den Sieg des Lebens durch Jesus Christus! Das sehen wir, und deshalb verstehen wir Katholiken auch viel mehr vom Feiern als Ihr.“
Als diese Worte fielen saßen mein katholischer Kollege und ich schon beim zweiten Bier (oder so) beisammen. Und damals fand ich, er hätte Recht. Das ging ja bis in die Architektur! Die katholische Kirche stand da wie ein barock-bunter Traum in Stuck und Gold; unsere evangelische betonte als kahler weißer Schuhkarton die Nüchternheit.
Heute, nach 15 Jahren Klinikseelsorge, denke ich anders. Karfreitag und Ostersonntag gehören untrennbar zusammen und ins Gleichgewicht. Es geht um Leben mit Glück und Leid, am Ende ums Sterben und Auferstehen.
Denn die Patientinnen und Patienten, die ich begleite, erleiden nun einmal Krankheiten und Verletzungen, die Mühen von Therapien und Behandlungen. Ihnen ist oft der Karfreitag hilfreich nahe. Jesus Christus hat selbst gelitten heißt dann: Der kennt sich wirklich aus damit, ist „einer von uns“. Der rennt nicht davon, wenn es dicke kommt.
Aber das wäre viel weniger bedeutsam ohne seinen Tod und die Auferstehung. Wenn es nämlich ans Sterben geht, das keine Medizin der Welt jemals verhindern wird. Ja, darauf hoffe ich, das glaube ich, dass es „danach“ weiter geht, ohne Schmerzen, in Frieden. Vorstellungen, wie es in der Ewigkeit aussieht gibt es viele, bewiesen davon ist keine. Erleichternd und ermutigend wirkt jede, die mit Jesu Versprechen eines ewigen Friedens in liebevoller Umgebung verbunden ist.
So wünsche ich Ihnen im Namen der Klinikseelsorge gesegnete Ostern. Bedenken wir, was Leiden heißt und helfen weiter, es zu lindern. Und feiern wir, dass am Ende das Leben siegt! Sehr schön zu sehen in der Wieskirche in Steingaden (Foto) oder einfach draußen: Knospen, Blüten und frisches Grün feiern den Frühling und das ewige Leben. Das siegt. Immer.
Pfr. Frank Nie
Evangelische Klinikseelsorge Chirurgie