Kleine Freuden, größere Ziele
Meine Söhne – 21 und 23 Jahre alt – wollen noch immer gerne von uns vor Weihnachten „ihren“ Adventskalender bekommen. Es ist für sie ein Ritual, das sie gerne beibehalten. Und wenn ich so darüber nachdenke, dann hat das ja in der Tat etwas für sich:
Der Adventskalender macht deutlich, dass ich mich auf ein Ziel hinbewege mit jedem Tag, an dem ich ein Türchen öffne. Ein Ziel (oder mehrere) zu haben, gibt Motivation, Zielstrebigkeit und Vorfreude auf das Erreichen dieses Zieles; in dem Fall also das Weihnachtsfest.
Eine Freundin von mir war kürzlich Patientin einer TCM-Klinik (traditionelle chinesische Medizin). Dort werden den Patient*innen differenzierte Fragebögen ausgeteilt, in die sie ihre Lebensziele schreiben sollen, sowie die einzelnen Schritte, wie sie diese Ziele angehen und erreichen wollen. Das sei für ihre ganzheitliche Gesundheit ganz wichtig, so das Credo der Klinik. Genau das Gleiche habe ich kürzlich sehr überzeugend in einer Predigt gehört. Klar definierte Ziele machen das Leben erfüllter, freudiger, sinn-voller!
Meine Söhne fänden diese Überlegungen ausgehend vom Adventskalender vermutlich etwas überzogen. Ihnen reicht es, dass der Kalender ihnen jeden Tag verlässlich eine kleine Freude bereitet.
Ich finde beides schön und wichtig … und denke mir, dass es auch für die restliche Zeit des Jahres so etwas wie den Adventskalender geben sollte. Etwas, das mir hilft, mich Schritt für Schritt auf ein gutes und für mich wesentliches Ziel zuzubewegen, statt immer vom gerade Dringlichen getrieben zu sein. Und auf dem Weg zu diesem Ziel auch kleine tägliche Freuden zu „etablieren“.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen von Herzen viele kleine Freuden und größere Ziele!
Ihre Klinikseelsorgerin
Pfarrerin Regina Korn-Clicqué
Frauenklinik, Klinisches Ethikkomitee