Gott im Bett
Gott begegnen im Advent – Darüber wollte ich schreiben.
Gott begegnen im Alltag, durch andere Menschen, auf der Straße.
Eine schöne Idee.
Doch dann fing ich an, mich selbst zu beobachten: Wo und wann begegnet Gott mir denn in der Adventszeit tatsächlich – oder ich ihm?
Wenn ich ganz ehrlich bin, dann ist es weniger in der Hektik der Adventszeit –
Meist hat mich der Alltag in dieser Zeit besonders fest im Griff.
Meine Zeit mit Gott beginnt stattdessen im Bett!
Ja, Sie haben richtig gelesen. Nicht die Straße, sondern mein gemütliches, warmes, weiches und kuscheliges Bett.
Jeden Abend danke ich Gott, dass ich mich hierhin legen kann – und nicht auf eine Pritsche, auf den Boden oder, wie Maria und Josef, ins Stroh, das ich mir dann vielleicht noch mit Mäusen teilen müsste. Jeden Abend danke ich Gott, dass ich satt bin, mir warm ist und ich keine nennenswerten Schmerzen habe.
Es ist soo gemütlich und oft der beste Teil des Tages!
Danke, Gott!
Nachts liege ich manchmal wach (vielleicht, weil ich derzeit schon so früh schlafen gehe?) Das ist der weniger schöne Teil. Nachts erscheinen einem Sorgen und Probleme oft viel schwerwiegender, als sie eigentlich sind.
In der Stille und Dunkelheit meines gemütlichen Bettes kann ich Gott auch mein Weh und Ach klagen und Gott die Menschen anbefehlen, die mir am Herzen liegen.
Und dann kommt der Morgen. Bis zur letzten Minute zögere ich es hinaus, in die Kälte und Hetze des Alltags aufzubrechen. Noch ein schneller Dank für die Ruhe der Nacht und die Bitte um Begleitung durch den Tag. Dann bin ich bereit.
Und es ist schön zu wissen, dass Gott auch bei mir ist, wenn ich nicht an ihn denke, wenn ich aufgehe in der Hektik des Tages – bis zum Abend in meinem kuscheligen Bett.
Und ich lasse mich überraschen, wann und wie Gott mir auf der Straße begegnet – aber das ist eine andere Geschichte…
Pfarrerin Kathrin Eunicke
Evangelische Klinikseelsorge Kopfklinik