Krippenspiel
Alljährlich in der Adventszeit wird allerorten für Krippenspiele geprobt. Auch ich habe als Gemeindepfarrerin viele Jahre lang Krippenspiele geplant und durchgeführt, meistens mit ca. 30 kleinen Schauspielern……
Am schwierigsten war der Tag der Rollenvergabe; es gab stets mehr als genug Anwärterinnen und Anwärter für die Darstellung der Engel, auch Hirten konnte ich gut besetzen und die Weisen aus dem Morgenland sowieso. Die prächtigen Kostüme trägt jedes Kind gern! Und man bringt Geschenke zur Krippe……..
Für die Rolle der Wirte, die Maria und Josef abweisen, meldet sich in der Regel niemand, und schwer war es auch mit Josef. Ich fragte in die Runde, weshalb niemand Josef spielen wolle, und ein Knabe meldete sich: „Den Looser will ich halt nicht spielen!“
Josef würde ja wenig sagen, hätte sich im Vorfeld der Reise nach Bethlehem um eine Herberge kümmern müssen und sei im Übrigen ja auch nicht der Vater von Jesus, sondern nur der Bonuspapa, also der Lebensgefährte von Jesu Mutter, wie mich ein anderer Junge aufklärte.
Ich versprach, Josef mehr Gehör zu verschaffen und mir gemeinsam mit den Kindern mehr Sprechtext für ihn auszudenken. Außerdem bestellte ich ein aufwändiges Kostüm für ihn und Maria, damit es etwas reizvoller sei, hineinzuschlüpfen.
Außerdem bemühte ich mich, ihnen von einer lange zurückliegenden Zeit zu erzählen, in der man eben noch nicht im Vorfeld einer Reise googlen konnte, ob ein Zimmer oder eine airbnb-Unterkunft in Bethlehem frei sei, am besten mit Unterstand für einen Esel und mit Babybett und Wickeltisch.
Schließlich fand sich ein Darsteller, und er konnte Josef positive Seiten abgewinnen:
Immerhin war Josef voller Zuversicht und Vertrauen losgegangen, er war also mutig. Und er kümmerte sich zeitlebens um Maria und Gottes Sohn, das war sehr lieb von ihm!
Voller Inbrunst sangen dann am Heiligen Abend alle meine kleinen Darstellerinnen und Darsteller „Ihr Kinderlein kommet“:
Da liegt es, das Kindlein, auf Heu und auf Stroh - Maria und Josef betrachten es froh……..
Das wünsche ich Ihnen zum Heiligen Abend, dass Sie voller Gottvertrauen gemeinsam feiern und singen können, egal, in welcher Familienkonstellation Sie sich auch befinden mögen!
Ihre
Kathrin Kaffenberger
Evangelische Klinikseelsorge