Adventsmail - 21. Dezember 2024

Adventskranz mit drei brennenden Kerzen
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Viele Formen, ein Inhalt

Es hat seine Vorteile, eine venezolanische Schwiegertochter zu haben.
Manches betrachtet man dann doch aus einem anderen Blickwinkel.

So erging es mir vor ein paar Jahren, als die damalige Freundin meines Sohnes das erste Weihnachtsfest in unserer Familie verbrachte.
Es war ein ruhiges Weihnachten. Am 24. Dezember hielt ich zusammen mit meinem katholischen Kollegen vormittags noch eine Andacht in der Klinik. Anschließend wurden nach einer kurzen Mittagspause die letzten Geschenke eingepackt. Dann ging es los in die Kirche.
Wir aßen lecker im Kreise der Familie, beschenkten einander und gingen dann auch relativ früh ins Bett.
Das rief bei unserem Gast ungläubiges Staunen hervor: „So feiert ihr Weihnachten? Ganz ohne laute Musik, Tanz, Ausgelassenheit?“
Und sie begann zu erzählen, wie lebhaft, laut und lebendig es bei Ihnen zu Hause in Venezuela zugeht. Alles lacht und singt. Man feiert man bis in die frühen Morgenstunden mit der Familie und macht weiter mit Freunden auf den Straßen und Gassen. Das Leben pulsiert.
 
Mich hat das nachdenklich und fast ein wenig neidisch gemacht. Es hat gedauert, bis ich unserer besinnlichen Weihnacht in Deutschland wieder etwas abgewinnen konnte.

Beim Vergleichen wurde mit wieder bewusst: Beides hat seinen Reiz. Ich mag an unserer Art zu feiern gerade das Besinnliche. Die Ruhe, den Schnee (wenn es ihn gibt), unsere schönen traditionellen Weihnachtsbräuche und -lieder und die Behaglichkeit.
 
Ich denke noch einmal an das Original:
Bei Jesu Geburt gab es weder ein großes Fest noch Besinnlichkeit unter irgendeiner Art von Weihnachtsbaum.

Es kommt eben nicht auf die Form, sondern auf den Inhalt an.
Und der ist zum Glück weltweit derselbe:
Gott ist Mensch geworden, um uns zu zeigen, dass wir zu ihm gehören und wie sehr er uns liebt. Und so feiern wir Weihnachten, in schöner Vielfalt, Hauptsache, es passt zu uns. Laut oder leise, allein, mit Freunden oder Familie.

Ein gesegnetes Fest!


Pfarrerin Kathrin Eunicke
Evang. Klinikseelsorge Kopfklinik